Als mein Vater gestern Abend anrief, war ich gerade dabei, eine Beschreibung meines Gesichts zu verfassen.
Es ist meine Idee, dass ein Künstler mein Gesicht nicht als Kopie nachmacht, sondern als exakt dasselbe. Als exakt dasselbe.
Mit dem Kinn hatte ich begonnen, das als zart getupfte Übung in Symmetrie und Bescheidenheit gefällt, mit einem scheinbar unkontrollierbaren Bartwuchs, der sich links und rechts, wie ein Naturlehrpfad, über den Kiefer bis zum Ohr fortsetzt.
Tatsächlich besteht dieser Bart, als auch meine gesamte übrige Körperbehaarung aus nur einem einzigsten Haar. Es ist 1 Haar, das in doppelter Steppnaht an mir vernäht wurde und alles übrige hängt an diesem 1 Haar wie ein Mobilée.
Die Ohren, tatsächlich ein Paar alte Sneaker in Ohrenform, treten auf meinen Kiefermuskeln auf der Stelle, trippeln, trappeln und stehen wieder still. Stille. Sie hören nichts und würden gerne viel häufiger nichts hören. Manchmal glauben sie, dass sie in der Stille das All wachsen hören. Oder ist es der Jazz, der wächst?
Die Gesichtshaut, mit für einen Mann sehr genauen Poren, und einem Bauholz-farbenem Teint, ein zartes Netz, ein Baumwollbeutel, in den Augen, Nase und Ohren wie hektische Einkäufe hineingestopft wurden und zufällig den goldenen Schnitt der Schönheit ergaben. An dieser Stelle, auch wenn es nicht so klingt, sind wir ganz weit von jeder Mathematik und Logik entfernt.
Dann der Kiefer, ausgeprägt, und besetzt mit den Muskeln eine Akazien-Gazelle, hält beißende, malende Zähne in sich gefangen. Eine Gefangenengaleere mit 28 wütenden, weißen Negern, die sich täglich aufs Neue schinden, und sich dabei des Gedankens nicht erwehren können, dass sie trotz des Auf und Abs überhaupt nicht vorankommen. 4 Brudis haben sie schon verloren, gewaltsam.
Das dunkle Loch hinter ihnen, in dem alles verschwindet, was hereinkommt, ist der ewige Horror, der sie diszipliniert. Einer von ihnen hält den roten Zippel und den schwarzen Schlund für den Eingang zu Zalando.de, wo er gerne nach einer Blousonjacke für den Frühling schauen würde.
Doch es ist mein Hals, der von der Seite betrachtet einen Adamssapfel elegant andeutet, einen Adamsapfel ohne Schatten, so wie der Jazz ohne Schatten ist. Immer in Bewegung und deshalb unfassbar.
Wow!