die geschwärzten Stellen in Christian Wulffs „Ganz oben ganz unten“

Aus dem vorderen Teil:

Bettina hatte vergessen, ausreichend Wattestäbchen zu diesem Empfang im Rathaus von Stade mitzunehmen. Ohne ihre Wattestäbchen fühlte sie sich unsicher und hielt es nicht lange aus. Also bat ich den Chauffeur darum, welche zu besorgen und gab ihm mit auf den Weg, dass Bettina die Wattestäbchen bevorzugte, an denen nicht so viel dran war. Als der Chauffeur eine Dreiviertelstunde später wiederkam, hatte sich Bettina bereits auf der Toilette eingeschlossen. Trotz der Wattestäbchen wollte sie die Tür nicht öffnen, sodass ich ihr erst zwei durch das Schlüsselloch hindurch schieben musste, bevor sie mir Glauben schenkte. Unser gegenseitiges Vertrauen als Eheleute hatte hier bereits erste Risse bekommen.

Kurz vor dem Schluss:

An diesem Morgen hatte mich Döpfner wieder angerufen und darum gebeten, den Text für den Anruf bei Diekmann leicht anzupassen. Den Einstieg „Ole von Beust ruft mich gerade aus Los Angeles an“ sollte ich in „Ich bin auf dem Weg zum Emir“ ändern. Das hätte etwas orientalisches, Aladin-haftes, was man so nicht von mir erwarten würde. Außerdem sollte ich versuchen, den Begriff „Rubikon“ zu verwenden, das hätte etwas von Science Fiction, würde meinem Ärger etwas außerirdisches verleihen, etwas fremdes, unerwartetes, das sich zum Zitieren anböte. Wahre Spin-Doktoren. Aber gegen Google werde auch ich ihnen kaum helfen können. Auf Bellevue wird nur mit Ecosia gesucht.

Aus dem Schlussteil:

Die Zeit im Kloster gab mir die Möglichkeit, nach meinem Rücktritt wieder zu mir zu finden. Carsten besuchte mich, wir setzten uns im Kräutergarten auf den Rasen, angelehnt an die Klosterwand, und er las mir aus seinem Buch „Selfmade“ vor. Carsten war nicht in der Schüler Union gewesen, aber es erinnerte mich daran, wie wir damals, 1972, gemeinsam Rainer Barzels Misstrauensvotum gegen Willy Brandt im Fernsehen verfolgten. Schwarz-weiß. Carsten brauchte ich davon nicht erzählen, er war kein besonders politischer oder belesener Mensch, zupfte, während er vorlas, dem Rosmarin die Blätter ab, bis dieser ganz kahl war, ein nacktes kleines Stökchen. Bruder Andreas machte mich am Abend dafür verantwortlich und bis zum heutigen Tag lebe ich mit dieser Schuld, diesem Wüten eines geltungssüchtigen Egomanen nicht Einhalt geboten zu haben. Sein Buch kann ich trotzdem jedem empfehlen, der gegen irrsinnige Widerstände etwas erreichen möchte.

Viel Spaß beim Lesen!