Emotionale Reserven

Seit mittlerweile 20 Jahren gehe ich zum Frisör.

Es ist tatsächlich einer der wenigen Jobs, an denen sich in den letzten 1000 Jahren aber auch gar nichts verändert hat.

Das beruhigt mich, sobald ich im weichen, schwarzen Ledersessel sitze, einen Kaffee verneint aber ein Wasser bejaht habe.
In der DDR sind die Menschen angeblich jede Woche zum Frisör gegangen, weil es sonst nichts zu tun gab, und der Frisör der einzige Job war, in dem es lasermäßig nach vorne ging.

Ein Beispiel:
6b9d2eb5-97e6-4c75-89d6-85d3bd73cd45

Einige von euch kenne diese Frisur oder diesen jungen Mann vielleicht. Ein Tipp: Es ist nicht der Junge, der auf Fuchur reitet und auch nicht Fuchur selbst.

Einschub.
Ich glaube ja, dass nicht Hitler, sondern sein Bart böse war. 1889 ist in Braunau kein Mensch entbunden worden, sondern ein Oberlippenbart, an dessen Unterseite Adolf als fanatischer Knecht wie ein Hefeteig heranwuchs. Bis zum bekannten Ende.

Am Wochenende hat es mir drei Hosen zerrissen.
Die eine am Bein, die andere zwischen den Beinen und die dritte am Gesäß. Als wäre ich am Freitag in Paris gewesen, wäre von durch die Stadt irrlichternden Kugeln drei Mal in die Hose getroffen worden und hätte sie aber nach jedem Treffer gewechselt – bevor mich in einem japanischen Restaurant in französischer Sprache dann auch die Nachricht von den barbarischen Ereignissen erreichte.

Also war ich beim Schneider.
Schneider ist ein Job wie Frisör, bei dem sich seit 1000 Jahren nichts geändert hat. Ich bat den Schneider, mir alle drei Hosen zu einer zusammenzunähen, innen die rote, dann die beigefarbene, schließlich die graue. Dazwischen mein auf einen 50-Euro-Schein geschriebenes Bekennerschreiben zum Welcome Center, guter Laune und White Russian.

Das tolle an White Russian ist nämlich, dass der jedes Mal anders schmeckt. Auch wenn man in einer Bar hintereinander 4 Stück bestellt.

Aber probiert das nicht aus. Stattdessen empfehle ich euch Katharsis von Luz. Aus der emotionalen Reserve.