Herr Mütze, schön, dass sie Zeit gefunden haben.
Grüntee vor allem, keine Zeit. Wenn ich in der Lage wäre Zeit zu finden – ich denke, ich würde versuchen, sie zu zerstören.
Sie würden ab sofort pünktlich zu unseren Interviews erscheinen.
Sie sehen mich an, sie sprechen mich an, ich weiß aber, daß sie eigentlich die Deutsche Bahn meinen.
[schüttelt den Kopf] Wie oder womit würden sie denn versuchen die Zeit zu zerstören?
Mit etwas das älter ist. Der Hoffnung zum Beispiel. Die Hoffnung ist unwahrscheinlich alt und wird immer älter, alleine, weil sie nie erfüllt wird – nie erfüllt werden wird.
Das klingt aber nicht sehr positiv. Haben Sie zuletzt zu viel Reinhold Beckmann gehört? Der macht ja jetzt auch Musik. Beckmann & Band.
Vielleicht möglichenfalls eventuell könnte hätte würde vermeintlich – nein.
Freuen Sie sich denn auf TTIP? Das Freihandelsabkommen zwischen der USA und der EU?
Ach, ein total langweiliges Thema. Es wird einem wirklich schwer gemacht, dafür zu sein, wenn die ganze Zeit geheim verhandelt wird und man kaum etwas erfährt.
Wie kann man das ändern?
Die EU sollte parallel ein Gebäude oder irgendetwas bauen, das sinnbildlich für TTIP steht. So etwas wie eine große Wanne aus poliertem Granit oder zahlreiche im Wald versteckte Mauersteine. Die unsichtbaren Paragraphen des Abkommens verdinglichen, ästhetisieren, damit die Bürger sich dafür begeistern können!
Können Sie sich für im Wald versteckte Mauersteine begeistern?
Nächste Frage.
Am Wochenende starb Cornelius Gurlitt. In seiner 3-Zimmer-Wohnung in Schwabing fand man vor zwei Jahren 1280 Kunstwerke. Ein Opfer der Medienöffentlichkeit? Wollte er den Schatz bloß bewahren?
Immer wenn Kunst mit dem Strafrecht in Berührung kommt, verliert die Kunst. Mir ist der Gurlitt egal. Sein Nachname klingt irgendwie eklig, nach einer Kröte oder so etwas.
„Mütze“ ist doch auch nicht besser.
Da gebe ich ihnen Recht. Euphorie löst der nicht aus. Bei „Meter“ ist das wieder anders – aber gut, Tee ist alle, lassen wir das.
Ja, lassen wir das. Grüße an die Räuberbande.