ich schwimmte, schwammte, schwomm

Ein Bild aus meinem Sommerurlaub in Schweden.

Nackt in einem See voller Manganknollen. Das klingt nach Kartoffeln, ist aber etwas anderes.

Die meisten denken ja, beim Schwimmen kommt es auf eine synchronisierte Arm- und Beinbewegung an. Das stimmt aber nicht. Entscheidend ist die Atmung. Und die habe ich an einer Hüpfburg gelernt.

Mit Luftmatratzen aus einem alten Bundeswehrbestand fingen wir im Schwimmkurs von Frau Schröter an.

Innerhalb 1 Minute sollte die eigene Matratze so prall aufgeblasen sein, dass Frau Schröter die Fliesen nicht an den Fingerknöcheln spürte, wenn wir die LuMa aufrecht an die Wand stellten und sie mit der Linken in die Würste schlug.

Ihre Trillerpfeife gab das Startzeichen, 60 Sekunden tickten runter, wir bliesen uns die Lunge aus dem Leib, dann SCHLUSS! Matratzen an die Wand! und schon stand sie an der ersten und

kam die Linke.

Diejenigen, die ihre Matratze nicht prall genug aufgeblasen hatten, mussten ins Becken und sich den Rest der Stunde über Wasser halten, ohne Rand, OHNE RAND JULIA!

Julia ertrank in dieser Stunde.
Das möchte ich nicht verschweigen. Denn dieser Newsletter, und überhaupt mein ganzes, mütziges Wesen, gleicht der EU bis aufs Haar: Substanziell leer, radikal offen.

Dann kam die Hüpfburg.

Innerhalb von 10 Minuten sollte ein jeder von uns Frau Schröters Hüpfburg so stramm aufblasen, dass es ihr nicht gelang, Gummibärchen zwischen die Hüpfwürste zu schieben.
Die Gummibärchen, die sie nicht zwischen die Hüpfwürste bekam, durften wir behalten und jedes Mal, wenn ich Gummibärchen esse, denke ich, dass ich eigentlich Julia esse. Ungern zerkaue ich deshalb die Bärchen und würge sie stattdessen im Ganzen runter.

Schwimmen gehe ich trotzdem noch immer gerne.

In Frankfurt, Sachsenhausen, drängten immer mehr Schwimmer auf meine Schwimmbahn, und manche begannen, in der Mitte übertrieben hin- und her zu kraulen. Es wurde sehr eng und kam zu einer Wasserschlägerei – ich war dafür.

In London, Swiss Cottage, wurde ich nach dem Schwimmen in der Umkleide von einem Mitschwimmer plötzlich von hinten – kurze, spannungssteigernde Unterbrechung – an den Oberarmen und der Brust betastet.

Oh look how strong you are, you are so strong.

Auf dem Heimweg traf ich dann zufällig Mr. Mansell in der Bahn, den CEO des Unternehmens für das ich damals arbeitete. Er wollte wissen, was in meiner schwarzen Tasche war – what’s in your doctor’s bag?
Ich öffnete meine Tasche. Neben dem Schwimmzeug lag die Kokosnuss, die ich drei Wochen zuvor hineingelegt hatte.

Why do you have a coconut in your doctor’s bag?
This is 1 of the three fruits in the world that can be shaved, antwortete ich ihm und schloss die Tasche wieder. Schweigend passierten wir King’s Cross Richtung Westen.

Did you already shave it?
No, not yet, but soon I will.

Seitdem ist etwas Zeit vergangen.

Ich kündigte, zog nach Hamburg, und wurde kurz darauf von einem Headhunter des selben Unternehmens angeschrieben.

Looking for the best Talent in Germany, fastest growing, hottest startup, an amazing opportunity to get on the ROCKETSHIP!

Ja, Rocketship in Großbuchstaben.

Ich schrieb Mr. Mansell, dieser Headhunter würde wohl blind um sich schießen und außerdem hatte ich doch gerade erst gekündigt.

Please send me a picture of the shaved coconut.
Dem kam ich nach.

Kokosnüsse rasieren.

Drei Wochen später sah ich dann, dass dem Headhunter gekündigt worden war.

Ich vermisse Großbritannien immer mehr, innit.

Meter Mütze