Jetzt mit Ai Weiwei!

81 Tage war er in Haft – jetzt ist er hier! Ai Weiwei.

Dissident Chinese artist Ai Weiwei answers a question during an interview at his studio in Beijing May 29, 2012. REUTERS/David Gray
Dissident Chinese artist Ai Weiwei answers a question during an interview at his studio in Beijing May 29, 2012. REUTERS/David Gray

Mütze: Mister Ai, nice to have you here! Do you speak German?
Ai: Yes, all of it.
Mütze: Wunderbar! Kennen Sie dann auch Friedhof Nagel? Den Star aus Hamburg Welcome Center 90210?
Ai: Ja, natürlich! Ich bin ein großer Anhänger des chinesischen Ablegers. Bei uns heißt er Feng Shui.
Mütze: Wie witzig!
Ai: Nicht wahr?
Mütze: Neee. Herr Ai, sagen Sie mal, wie schaffen Sie es jedes Wochenende in die deutschen Zeitungen?
Ai: Ich mach immer irgendetwas mit Sonnenblumen und Holz oder Ton oder Holz und Ton. Das scheint man hier zu mögen.
Nächsten Frühling werde ich Sonnenblumen in meinem Bart keimen lassen. Ich sprach mit meinem Arzt darüber. Irgendwann werden sich die Wurzeln in meine Haut zwängen, aber ich habe ein dickes Fell (lacht).
Jedenfalls wird das auch Schmerzen bereiten, also ich nehme prinzipiell keine Schmerzmittel, und meine Tränen werde ich dann in eine Mingvase weinen, im offenen Feuer darin aufkochen, als Tee aufgießen und wieder trinken. Dann werde ich mich 81 Tage lang weigern, zu pinkeln.
Mütze: Für die chinesische Regierung sind sie ein Keim, für die Oppositionellen eine Keimzelle, ist es das?
Ai: Nein. Ich mach das für die Deutschen. Und meine Instagram-Follower, darunter sehr viele Gärtner und Maurer.
Mütze: Und dann sicher bald auch Urologen.
Ai: Hahahaha (lacht, holt aus seiner Tasche einen Klumpen Ton und fängt direkt an, eine kleine Tonfigur zu kneten.)
Mütze: Was machen sie da?
Ai: Eine Skulptur zu diesem Gefühl (lacht noch einmal abschließend kräftig).
Ai: Da!

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Mütze: Herr Ai, wie finden Sie geht Deutschland, Europa, mit den syrischen Flüchtlingen um?
Ai: Zu Politik äußere ich mich nicht mehr.
Mütze: Okay. Dann etwas Geschäftliches. Was halten sie davon, dass Hamburg Welcome Center als Dienstleistung anzubieten? Also würden Sie diesen oder einen ähnlichen Plot an jemanden verschenken?
Ai: Das, was Sie mit Friedhof Nagel gemacht haben, ist Kunst, Herr Mütze. Sie sollten dafür kein Geld nehmen. Es ist viel besser, Feind der Regierung oder der Konzerne zu sein. Dann sperrt man Sie vielleicht sogar mal ein oder misshandelt Sie. Das ist eine viel tiefere Wertschätzung.
Mütze: Vielen Dank, Herr Ai, thank you.
Ai: Yes, good luck. Please extend my greetings to Friedhof (holt ein weiteres Tonstück aus der Tasche und fängt wieder an zu kneten).