Es war Freitag Abend und ich war auf eine Party von Geschäftspartnern, Freunden, aber auch Menschen, Söhnen, Bärten, Stühlen und Wandschmuck eingeladen. Noch die eigene Tochter ins Bett bringen, dann los, dachte ich mir.
Stunden später, gegen Mitternacht, kam ich neben meiner schlafenden Tochter wieder zu mir. Nass, irgendetwas nasses auf meiner Hand. Mein eigener Speichel, der mir aus dem Mund auf die Hand tropfte. Neben mir schlief meine Tochter tief und fest. Ich wühlte mich aus dem Kinderbett und stand schwankend im dunklen Raum. In diesem Zustand hatte ich auf einer Party nichts verloren. Ich fühlte mich wie veganes Rührei: Einfach falsch.
Nun werde ich in den nächsten Tagen zum zweiten Mal Vater. Es fühlt sich ein wenig an, wie wenn man zu viel online bestellt hat, täglich neue Pakete an die Haustür gebracht werden und man diese im Einzelnen gar nicht mehr zuordnen kann. Ich bin nur noch mit Signieren beschäftigt. All die Urkunden und Formulare. Längst traue ich mich nicht einmal mehr, grüne Bananen zu kaufen, weil es jeden Moment losgehen könnte. Und es gibt wenig zu beschönigen. Auf einer Skala von 1 bis 10 sinkt die Lebenszufriedenheit der Eltern nach der Geburt im Schnitt um 1,4 Punkte. Bei Arbeitslosigkeit oder dem Tod des Partners ist es bloß 1 Punkt.
Als ich dazu mit meinem Ex-Kollegen Ian schrieb, der inzwischen mit zwei Kindern in Sydney lebt (also, es sind auch seine), schrieb er:
„There is no mentally being ready, two is fucked. Best thing ever, but totally fucked up. Sorry.
Congrats for real though my man.“
Seine Honesty habe ich natürlich total appreciated. Wenn Ian so etwas schreibt, dann kann ich das einordnen. In der Büroküche hatte ich ihm mal erzählt, mir eine Nebelmaschine zulegen zu wollen.
„I’m planning to buy a fog machine.“
„Oh, my Girlfriend woulnd’t like that.“
„Why is that?!“
„Did you say fuckmachine?“
Er war es, dem ich auch einen schönen britischen Tee aus 10 Teebeuteln mit etwas Zucker und Milch zubereitete.
„My heart is pounding out of my chest mate, I’m literally steaming – what did you brew the tea with??“
„10 bags.“
„Jesus Christ fucking tea bag juice! Don’t do that to me! No tea bag juice!“
Den ich auch als Tischnachbar an seinem Tischtelefon anrief, um mit ihm einen Sachverhalt zu besprechen:
„Stop that! Stop calling me on my desk phone when you are sitting right next to me!“
„There is no meeting room available.“
„What the fuck!“
„Don’t look at me, I’m not here, I’m on the phone!“
In seinen Zwanzigern war er lange Zeit Jeansmodell, der Grund, warum er bereits mit Anfang 30 ein künstliches Hüftgelenk bekam und etwas Probleme bei der medizinischen Tauglichkeitsuntersuchung für seine Auswanderung nach Australien hatte. Wobei dies eine der ganze wenigen Geschichten ist, von der ich selbst nicht weiß, ob sie wahr oder falsch ist. Ich weiß es bis heute nicht. Aber ich hab sie in meinem Herzen gesaved, genau wie Ians Worte: „You are one of the most random people I have ever met!“ Und mit meinem Newsletter versuche ich, davon etwas abzugeben.
Aber das nur nebenbei. Eine Nebenhandlung auf diesem Planeten Erde, wo wir Menschen wohnen.
Die Nachbarn von drüber haben sich nun gestern in einen dreimonatigen Urlaub verabschiedet. Der gewählte Zeitraum ist purer Zufall, klar. Haha. Diese Loser. The Train has left the Station.
UNFUG
Leserin Lotta handelt mit Sanifair-Bons auf Ebay-Kleinanzeigen. 2 Stück im Wert von zusammen 1€ für nur 80 Cent. Da lohnt sich schon fast das Flixbus-Ticket nach Berlin, um die Bons persönlich abzuholen!
Anschließend könntet ihr in ihrer Open White Gallery in der Forster Straße 5 vorbeischauen. Die Exhibition 1 endete zwar am 29. März, aber welches Jahr steht nicht auf der Website! www.flixbus.de losloslos
OTHER MINDS von Peter Godfrey-Smith
Oktopoden. Sie spielen, sie erkennen Gesichter, sie lachen. Genau wie der Mensch oder das Nilpferd.
Der Vorteil des Oktopus: Er hat einen Körper aus Pannacotta und kommt total gut auf neue, unbekannte Situationen klar. Er spielt, probiert aus, provoziert. Der Autor, selbst auch Taucher, berichtet wie sein Tauchpartner von einem Oktopus am Arm gepackt, und wie von einem kleinen Kind über den Meeresboden geführt wurde. Bis sie 10 Minuten später an der Höhle des Oktopus ankamen. Darin ein TV mit Playstation und ein Schlagzeug. So entstand Metallica. Hahaha. Kleiner Witz. Großes Buch. Ich wäre so gerne ein Oktopus.