Wald, Hochwald, Holzfällen

Jeden Morgen frage ich mich, wie kann ich der Welt heute helfen?
Kürzlich war ich deshalb 1 Woche im hessischen Wald, um einem Magerrasen und dessen Orchideen zu helfen. Freiwilligenarbeit für das Bergwaldprojekt. Für die Lokalpresse das Ereignis der Woche:

Ich bin der in Blau.

Ja, es ist wahr. Ich bin in den Wald gegangen, mit der Säge, der Astzwicke, der Axt, um alles vom Wald abzuschlagen, was nicht nach Wald aussieht. Morgens um 6 aufstehen, frühstücken und rein in den VW Bus, hin zum Knüllwald.
Und während wir fuhren, versuchte ich wach zu bleiben in dem ich immer wiederholte Wald, Hochwald, Holzfällen. Wald, Hochwald, Holzfällen. Das ist es immer gewesen! Bis ich auf einem der Verkehrsschilder Bad Hersfeld entdeckte.

WAS
richtete ich mich auf
VERDAMMT. Das deutsche Amazon-Zentrallager!

Konnte aber einige Kreuzungen später mein Mantra erleichtert wieder aufnehmen, als wir in die entgegengesetzte Richtung abbogen. Ich bestelle zwar gerne bei Amazon, möchte aber mit den Pickern und Packern nichts zu tun haben. Das Schändliche an Amazon ist schließlich nicht Amazon, sondern diese Picker und Packer.

Doch es brachte mich auf einen Gedanken.
Während der ersten Waldarbeitspause rief ich Gruppenleiter Jörn zu mir heran.

Jörn, komm mal in mein Büro.
Jörn, wirmachen jetzt Bergwaldprojekt Black Label!

  • In Vietnam Mangrovenwälder für Shrimpfarmen abholzen
  • In Brasilien Regenwald für den Sojaanbau für die Viehwirtschaft brandroden
  • Die Umweltschützer, die den Hambacher Forst besetzen, um die Rodung für den Kohleabbau zu verhindern, mit Agent Orange von den Bäumen holen

Da lachte Jörn und fragte auf Englisch, der Sprache der Wirtschaft: But who would sign up for this?
Und ich sagte: Oh, I know a few people.
Und dann lachten wir, auch auf Englisch, und wischten uns den Schweiß von der Stirn.

Ein Witz ist ein Witz, dachte ich, aber wusste, wenn wir die Dinge nicht ändern, dann gehen wir Katastrophen entgegen, du Lauch.
Manche nennen es Jahrhundertsommer, supersuper, aber ich war im Wald, und ich sage euch, es ist eine Katastrophe.

Die Fichten und Kiefern würden laufen, wenn sie könnten, dafür waren alle Birken bereits tot. Und auch der Förster würde sich erschießen, wenn er der Jäger wäre, aber er ist nun mal der Förster.

Ja, c’est cà, wir sind dran.

äähhhhh

So I came up with a plan to make myself carbon-neutral. Gut? Jajaja.

Wald, easy
Ich besorg mir ein kostenloses Konto bei Tomorrow, ja, aktuell ist noch Warteliste angesagt
Dazu Strom von Greenpeace Energy oder Naturstrom AG oder Lichtblick, die bauen kleine geile, neue Anlagen
Dann eine Gemüsekiste, regional, saisonal, i love Steckrübe

Hochwald, yo
Ich verzichte auf Muhmilch & Rindfleisch. Diese Nummer mit dem Pansen und dem Wiederkauen – das geht die ganze Zeit völlig intransparent hin und her und ekelt mich an. Die Kuh, als Industrie, ist durch, feddich, am Ende. Wild dagegen wächst im Wald ganz von allein. Fast wie Salat. Aber bloß keinen Hirsch zur Brunftzeit schießen, sagte mir Jörn, wenn so einer in die Pfanne kommt, verlässt er freiwillig das Haus.
„I had that with tofu too“, sage ich ihm, aber er zuckt bloß mit den Schultern.

Holzfällen, Ultraviolence
Bahn statt Flugzeug. Geht fast immer. Sonst kompensiere ich mit Atmosfair. Das klingt zwar nicht sehr szenig, aber was die machen ist supergeil.
Fahrrad statt Auto fahren, mit Helm.

Zumindest ich sehe damit unfassbar gangster aus.

Und jetzt kommst du Diggi.