was ist das für 1 Hygiene

Hallo.
Darf ich hier kurz 1 Pizza essen?

Ich habe wenig geschlafen.

Um 4 Uhr Nachts saß ich im Wohnzimmer auf dem Dielenboden, und im Lichte der Straßenbeleuchtung sah ich Silberfische, die wie eine Rotte Wildschweine von einem Dielenzwischenraum in den nächsten huschten. Kleine, noch farblose Silberfische, aber auch adulte, ausgewachsene Tiere, die wertvoll glänzten.
Was ist denn hier los, fragte ich mich, was ist das für 1 Hygiene in diesem Raum? Aber ich war zu müde, weiter darüber nachzudenken, und konzentrierte meine roten Augen auf das Blatt Papier, dass ich meiner älteren Tochter hochhielt, damit sie es mit ihrer Papierschere in tausend Teile zerschneiden konnte, die ich im Laufe des kommenden Tages wieder aufsammeln durfte.
Nein, kein Papier, Kuchen Papi! Möchtest du einen Kuchen? Ja? Ja?
Ja, gerne – gib schon her, den Schnippsel – köstlich!
Immerhin hatte ich sie mit dem Papier (ihren Impfpass konnte ich ihr gerade noch wegnehmen) davon abgebracht, mir die Haare zu schneiden. Das war zuletzt Thema gewesen, nachdem sie von ihrem eigenen Frisörtermin schreiend davongelaufen war. In der Folge war ich dazu übergegangen, ihr auf den Rückfahrten von Opa und Opa, wenn sie erschöpft im Kindersitz schlief, die Haare zu schneiden. Im Kindersitz war ihr Kopf, anders als im Bett, halbwegs fixiert, und so war jede rote Ampel die Chance auf 3, 4 gezielte Schnitte ins Haupthaar. Die so entstandene Reformhausfrisur ist ästhetischnicht schön, aber konfliktfrei. Und während ich mit der älteren Tochter im Wohnzimmer Papierschnippsel aß, schlief die neugeborene Tochter leise schmatzend und pupsend im Bett auf meiner Seite.

Ich wollte immer Vater sein. Die Anarchie, die Kinder bringen, ist befreiend. Warum nicht mal ins Lieblingscafé vor den Tresen kacken (Gruß an Playground St. Pauli)? Oder älteren Damen Hallo Omi! hinterherrufen. Oder in der KITA den anderen Kindern gut gelaunt auf den Kopf schlagen, wie Bud Spencer? Einfach so?

Und, war Livia heute in der KITA?
Nein – Livia.
Livia.
Nein. Li-vi-ia.
Li-vi-ia.
Nein – Livieea heißt das Kind Papi.

Ich krieche mit ihr zwischen Matratze und Bettlaken, ich mühe mich darunter, und nach wenigen Augenblicken des Ausruhens kriecht sie wieder heraus und verlangt von mir, inzwischen auf dem Bett hüpfend, dass ich mit meinem Körper unter dem Bettlaken 1 kleines Haus, 1 großes Haus oder 1 Strand darstelle. Oft lehnt sie meine Strandversuche ab und betont silbenweise, was ich zu tun habe ei-nen-strand-pa-pi als würde es an meinem Hörverstehen scheitern. Ich liege unter dem Bettlaken und schwitze. Ich gebe wirklich mein bestes, und versuche das kaum mehr vorstellbare mit meinem athletischen Adoniskörper zu verbinden. Doch 1 darf ich dabei bestimmt nicht machen. Mit dem Kopf aus dem Bettlaken zu schauen, um zu sehen, wie dieser Strand nun aussieht. Papi, Kopf weg! Und wenn mir der Strand geglückt ist, meine Tochter auf mir herumschaukelt, ruft sie zufrieden Ich mache Urlaub, ich bin auf dem Strand! bis meine Kräfte schwinden und der Strand auf mir zusammenbricht.
Es ist ganz und gar zwangsläufig, dass sie mir dabei mit Knie oder Fuß ins Gemächt stürzt. Ein mehrstündiges Ziehen ist die Folge. Aber ich gehe jedes Jahr zur urologischen Vorsorge, sollte sich etwas verrücken, kann ohne Zeitverzug behandelt werden.

UNFUG
Was geschieht bei euch so Irres, Frühes, Spätes? Schreibt mir. Ich habe neulich in der Bahn eine Mitfahrerin am Telefon die Worte wiederholen hören „Und sie lag tot in der Badewanne?“. Puh. So viele Möglichkeiten. Meistens ein Herzinfarkt. Alles Gute, toitoitoi.

DER FETZEN von Philippe Lancon
Ein Überlebender der Charlie Hebdo-Redaktion schreibt über das, was von seinem Kiefer nach dem Anschlag übrig blieb und wie dieser Fetzen über 300 Tage im Krankenhaus wieder zu einem Kiefer zusammengeflickt wurde. Ich habe das Buch nicht gelesen. Ich stand im Buchladen davor, blätterte es durch, aber war in dem Moment nicht in Stimmung für Verbandwechsel und 17 Gesichtsoperationen, obwohl darunter, unter dem Verband gewissermaßen, der Bericht eines langjährigen Querflötenspielers steht, der seine Querflöte verschenken muss, weil er sie nicht mehr spielen kann. Das hat mich interessiert. Und interessiert mich noch immer.