wir brauchen Frieden im Schacht, Digger

Ich komme gerade aus Zürich zurück.

Ein Zoo, dessen Bewohner sehr gepflegt erscheinen und dessen öffentlicher Raum gründlich und ausdauernd asphaltiert wird, damit die Stadtreinigung ihn leichter reinigen kann. Ausdruck einer tiefsitzenden Schweizer Angst vor allem, was hinter den Bergen liegt. Ein Schacht in Hamburg zum Beispiel.

Laufend gibt es dazu Abstimmungen zu zahlreichen Themen aus Sport, Wirtschaft und Onkologie.
Aktuell steht eine Frau vor Gericht, die ihre 7-Jährige Tochter noch immer stillt. Anklage: Schändung. Erst gibt’s Pommes Schranke, dann die Brust. Oder Brust mit Mayo. Vor so etwas hat die Stadtreinigung die Züricher nicht bewahrt.

Bevor ich in den Zug Richtung Hamburg-Dammtor stieg, besuchte ich noch die Kunsthalle Zürich.

Ein vierstöckiges, hochgeschossiges Elefantenparkhaus, dessen Treppenhaus an das der Tate Modern erinnert, wo ich einmal 50 Pfund fand. Die Kunsthalle befindet sich in den oberen zwei Etagen, die übrigen werden von privaten Galerien okkupiert, die bunte Dreiecke, Spielereien mit Spiegeln und Buchstaben, sowie Farbklecksereien ausstellen, wie sie auf jedem Bauspielplatz zu finden sind.

Die Kunsthalle selbst zeigte 2 Ausstellungsobjekte für die ich 12 Franken Eintritt zahlte (ahnma).

Das erste war ein aus Holz, Nägeln und Bauschaum zusammengeficktes, obschon strukturiertes Gerüst

Oh, habe ich eben zusammengefickt geschrieben? Ich meine natürlich kuratiert!

das sich über drei Räume erstreckte.
Ich sah es mir in allen drei

Zustände für 12 Franken im Kunstmuseum Zürich.

Räumen an und dachte an den Schacht, wie es wäre ein solches Gerüst in den Schacht zu bauen und ob ich nicht meinen Vermieter anschreiben sollte, welche Art der Nutzung mir als Schachtanwohner zusteht, ob der Schacht nicht zumindest auf der Höhe meiner Wohnung von mir genutzt werden dürfte. Mit einem fliegendem Huhn zum Beispiel.

Das zweite und damit letzte Ausstellungsobjekt befand sich in der obersten Etage.

Durch eine Stahltür betrat ich einen großen, hohen Ausstellungsraum, der bis auf ein Holzpodest auf der gegenüberliegenden Seite gänzlich leer war. Auf dem Holzpodest, auf ungefährer Kopfhöhe, hatte man Löcher in die Wand gebohrt, durch die man in den dahinterliegenden Raum sehen konnte.

Ich blieb nicht sehr lang.

Bei meiner Ankunft in Hamburg traf ich den Nachbarn C. vor der Tür, der am Abend des Polizeibesuchs, wie er mir nun sagte, versucht habe zu vermitteln. Aber zwischem wem denn?!, wollte ich ihn fragen, zwischen den Weihnachtsbaum und ihr, zwischem dem Schacht und ihr, zwischen dem Huhn und mir?

Sie sei überzeugt, fuhr C. fort, dass jemand sie umbringen wolle. Sie vermutet den Nachbarn über ihr, M., mit dem sie nicht das beste Verhältnis habe. Darauf von C. angesprochen, habe M. geantwortet, dass er sie, wenn er sie denn umbringen wolle, es schon längst getan hätte.

Im Häuserblock gegenüber wohnt Gzuz, bekannt durch sein Feature Was los Digger Ahnma, 2010 wegen räuberischer Erpressung zu 3,5 Jahren Haft verurteilt.

Ich würde ihn gerne in den Schacht einladen.
Unser Viertel braucht endlich Frieden, Digger.

Masterpiecig drauf,
Meter Mütze