neues Jahr, neues…Newsletter ?

Herr Mütze, vielen Dank, dass sie sich Zeit genommen haben.

Stört es Sie, wenn ich mich weiter rasiere? Trocken?

Nein nein, ganz und gar nicht. Wie haben Sie denn die Feiertage verbracht?

Ich habe viel in Mutterpässen gelesen. Verschiedene Graphen, Werte und Aufkleber, dazu Tags und Schmierereien. Was ist ein guter Mutterpass, was ist ein spannender Mutterpass? Ist es der Eisenwert? Der pH-Wert? Und was ist mit den Lymphknoten? Die sind gar nicht drin. Aber wer möchte am Weihnachtstisch sitzen und mit geschwollenen Lymphknoten Raclette essen? Ich nicht.

Vielleicht wäre das etwas für einen Vaterpass.

Vaterpass [überlegt]
Ja, eine gute Idee, das wäre ein Anfang. Niemand interessiert sich schließlich dafür, wie es den Vätern geht.
In einem Vaterpass könnte man Gesprächskreise, Impftermine oder Lymphknoten abstempeln. Der eine Vater ist ein Superimpfi, der andere hat super smoove Lymphknoten, buttrigweich wie Gnocchies, zack Gnocchi-Stempel ins Heft. Aber gut. Mich hat während oder nach einer Schwangerschaft niemand je gefragt, wie es mir geht – und ich möchte deshalb nicht jammern. Mein Leben ist eine giving-Story. Ich kam auf die Welt und es meterte.

Haben Sie in diesem Jahr schon gelacht?

Ja, an Silvester. Als Gastgeber war ich der Unterhaltung verpflichtet und las irgendwann um 1 Uhr StudiVZ-Gruppennamen vor. Die waren vor 10 Jahren auch irgendwie lustiger. Einer lautete Deine Mutter schubst Kinder vom Fahrrad und riecht am Sattel. Worauf sich ein 2 Jahre altes Mädchen, das selbstvergessen in der Wohnzimmerecke spielte, ganz betroffen zu ihrer Mutter umdrehte und sagte: „Mama, du bist so gemein!“. Was haben wir gelacht! Ich habe mich später noch in den Schlaf, und ja, man kann auch sagen, ins neue Jahr gelacht.

Schön. Was haben Sie sich fürs neue Jahr vorgenommen?

Ich möchte den besten Newsletter der Welt häufiger schreiben. Und das ist nicht leicht, weil ich nicht nach Zeitabständen, sondern nach Inhalt gehe. Ich möchte nicht wie Apple enden. In kürzeren Abständen billigere und teurere, aber vor allem zunehmend fantasielosere iPhones herausbringen.
Zum Beispiel überlege ich, den Newsletter als Papiervariante zu verschicken. Wer möchte, bekommt den Newsletter per Post. In vollendeter Gestaltung. Schöner Umschlag, super Papier, toller Druck. Und das kostenlos.

Offline?

Ja. Ganz analog.

Ich würd’s machen.

Ja, ist doch super! Ich werde auch eine neue Rubrik einführen. Schick mir deine komischen, merkwürdigen Einfälle und Begebenheiten. 3,4,5 Sätze, die ich im nächsten Newsletter unterbringe. Sowas wie:

Seit Jahren überlege ich, das Bahnpersonal zu fragen, ob sie eine Geburtstagsdurchsage für mich machen können. „Die Frau im blauen Pullover in Wagen 3 hat heute Geburtstag. Wir singen gemeinsam Happy Birthday!“

Auch eine schöne Idee, Herr Mütze, Gratulation.

Danke. Das alles folgt dem Ziel: Ich möchte die deutsche Oprah Winfreywerden.

Oder der deutsche Donald Trump?

[lacht] Es ist ein Unterschied, ob man Präsident wird, oder gerade die Erfahrung macht, Präsident zu sein. Ich bin Präsident einer Wurmkiste. Das reicht mir.

Welchen Augenblick des letzten Jahres würden Sie gerne erneut erleben?

Spontan fällt mir die Geburtstagsfeier meiner Schwester ein. Ich hatte meine Nebelmaschine mitgebracht, wir haben uns richtig eingeräuchert und die bald Alarm-schlagenden Rauchmelder im nach Vanille duftenden Nebel dann fast nicht mehr gefunden.
Und dann war da noch die Meerschweinchengeburt in Hagenbecks Tierpark. Sehr unerwartet und besonders.

Und worauf freuen Sie sich 2019 am meisten?

Meine Tochter fängt langsam richtig zu sprechen an. Ich werde mit ihr darüber reden, warum kleine Leute bei Regen später nass werden. Klingt banal, aber es geht darum, wann man etwas hinnehmen muss und wann nicht. Am Ende gehen wir wahrscheinlich sowieso wieder Eis essen. Der Eisladen hier macht Ende Januar wieder auf.

Womit möchten Sie 2019 mehr Zeit verbringen?

Wenn ich Abends ins Bett gehe, möchte ich mir just davor die Hände eincremen, um diese dann in Baumwollhandschuhen über Nacht zu regenerieren. Freshen up the Luck. Von meinen Händen her bin ich Konzertpianist.

Danke, Herr Mütze.